Fußball
Nach dem Aufstieg vergangenen Mai, hatte sich für den SC Hessen Dreieich für die kommende Spielzeit in der viertklassigen Regionalliga-Südwest einiges verändert. Ein neues Stadion, über 80 neue Mitarbeiter und ein nagelneuer Mannschaftsbus, sorgten für große Augen bei Fans und Umfeld des erst fünfjährigen Vereins, der sich Ende Juli auf die große Reise durch Deutschlands Fußball-Südwesten begab.
In drückender Hitze ging es nach einer erfolgreichen Vorbereitung ohne Niederlage zum ersten Auswärtsspiel nach Stadtallendorf. Trotz einer weitestgehend guten Leistung konnten zur Premiere im „Oberhaus der Amateure“ keine Punkte eingefahren werden – was durchaus anders hätte ausgehen können, hätte Can Özer mit einem stark getretenen Freistoß das Tor und nicht die Latte getroffen.
In der anschließenden Heimpremiere zeigte Aufstiegsaspirant Steinbach dem Liganeuling dann erstmals Grenzen auf und nahm den Dreier nach einer souveränen Leistung mit aus dem Hahn Air Sportpark ins nördliche Hessen.
Spiel um Spiel endete unglücklich – unter anderem das erste ausverkaufte Heimspiel der jungen Regionalliga-Geschichte gegen die Nachbarn aus Offenbach – und so war es nach einem Remis im zweiten Heimspiel und sechs Niederlagen lediglich ein Punkt, der nach sieben Spielen hinter dem Vereinsnamen des SCHD in der Tabelle auftauchte, obwohl oft mehr drin gewesen wäre. Erste Stimmen wurden laut, die dem SC Hessen sogar die Ligatauglichkeit absprachen.
Doch Totgesagte leben bekanntlich länger und nachdem der Kader noch einmal verstärkt worden war, war es ausgerechnet der ambitionierte Mitaufsteiger und Tabellenzweite aus Homburg, der die Reise zurück aus Dreieich ohne Punkte antreten musste – der erste Regionalliga-Heimsieg des SC Hessen war unter Dach und Fach, es hatte bis zum 8. September gedauert.
Nach einer furiosen Achterbahnfahrt in Elversberg, die trotz eines Dreierpacks von Mittelfeldspieler Danny Klein und mehrfacher Führung mit 4:3 für die Gastgeber ausging, starteten unsere Jungs eine fulminante Serie: Vier Remis, unter anderem gegen den nächsten Tabellenzweiten – diesmal aus Ulm – folgten Siege gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart und den FSV Frankfurt. Damit blieb das Team um Chefcoach Rudi Bommer über einen Monat lang unbesiegt in der Liga.
Doch damit nicht genug: In diese Serie fielen auch gleich zwei Siege im Hessenpokal. Zunächst wurde beim VfB Ginsheim ein Zittersieg eingefahren und damit das zweite Duell innerhalb von knapp zwei Monaten gegen den OFC klar gemacht, der seinerseits in Alzenau seine liebe Mühe hatte, weiterzukommen.
Was dann folgte, gilt seither als Sternstunde der jungen Geschichte des Vereins vom Bürgeracker. Ersatzgeschwächt ackerten, liefen und spielten die Jungs von Trainer Rudi Bommer auf dem Bieberer Berg und wurden mit einem völlig verdienten 2:1-Sieg zu den Helden ihrer Fans. Das Halbfinale gegen Drittligist SV Wehen Wiesbaden war erreicht.
Die folgenden Wochen glichen einer Berg- und Talfahrt. Der von Slapstick-Toren geprägten Niederlage in Freiburg folgte ein starkes 1:1 zuhause gegen den nächsten Tabellenzweiten – diesmal Saarbrücken. Einem Heimspiel zum Vergessen gegen Schlusslicht Stadtallendorf (0:2) folgte der erste Auswärtssieg der Saison – ausgerechnet beim TSV Steinbach, gegen den man bei der Heimpremiere kaum Land gesehen hatte.
Mehr als ein Nebeneffekt: Mit dem Sieg in Steinbach verließ der SC Hessen Dreieich erstmals die Abstiegsplätze – ein beeindruckender Kraftakt nach dem unglücklich verlaufenen Saisonstart. Und obwohl Spitzenreiter Mannheim im letzten Spiel vor der Winterpause ein Zeichen seiner Dominanz in Dreieich gesetzt hatte und dem Aufsteiger beim 3:0-Auswärtssieg keine Chance ließ, kehrte das Team nicht auf einen Abstiegsplatz zurück und überwintert somit über „dem Strich“.
Und so bleibt nach einem halben Jahr als Regionalligist eine bewundernswerte Moral, das Wissen darum, dass die Mannschaft nach jedem Rückschlag wieder aufsteht und über sich hinauswachsen kann, wenn es gegen „die Großen“ geht. Der SC Hessen Dreieich freut sich auf die Spiele nach der Winterpause und fest davon überzeugt, dass die Mannschaft und ihr Trainer- und Betreuerstab bis zum letzten Atemzug alles geben werden, um am Ende der Saison das Erreichen des großen Ziels feiern zu können und die Klasse zu halten. Den SC Hessen Dreieich erwartet eine spannende Rückrunde.
von: Tobias Weis