Im Schuljahr 2012/13 bot das AV-Studio der Weibelfeldschule einen neuen Kurs für die Förderstufe an. Wie viel Freude es macht, den eigenen Film fertig zu stellen, aber auch wie schwer es manchmal sein kann, das richtige Stück Fleisch für einen Hund zu finden und dies dann noch im Legetrickfilm darzustellen, haben 20 Schülerinnen und Schüler einer sechsten Klasse entdeckt.
Heute sind Caroline, Shayana und Dilara angespannt, sie stehen unter einem enormen Druck. Und sie hoffen, dass nicht wieder ein Unglück oder ein Missgeschick passiert, oder dass jemand sie stört. Während Caroline langsam die Bäume an ihren Platz legt und Shayana die einzelnen Objekte sortiert, beobachtet Dilara den Aufbau auf dem Laptopmonitor. Ganz vorsichtig muss Caroline sein, schließlich ist nur der Hintergrund auf dem Wagen angeklebt, alle anderen Elemente liegen lose auf dem Plakat. Dann ist es endlich soweit, Dilara drückt den Knopf und das erste Bild ist gemacht. Anschließend verschieben Shajana und Caroline die Füße des Hundes um wenige Millimeter und Dilara drückt wieder den Knopf. „Puuuhhh“, seufzt Shayana und Caroline meint: „Der Hund soll ja schnell und flüssig rennen, da müssen wir genau arbeiten.“
Die drei nehmen – zusammen mit weiteren 17 Schülerinnen und Schülern der Klasse 6e – an einem neuen Kurs des AV-Studios teil. Sie produzieren gerade ihren ersten gemeinsamen Legetrickfilm. Währenddessen sitzen Robin und Mathis vor den Computermonitoren im Büro, heute fällt ihnen jedoch die Arbeit nicht so leicht. Bereits vor zwei Wochen haben sie sich eine Fabel ausgesucht. Dann haben sie auf Blätter aufgemalt, wie sie sich die Tiere vorstellen, die in der Fabel vorkommen. Anschließend haben die beiden darüber nachgedacht, was die Tiere wohl denken. Diese Vorarbeiten sind wichtig, damit sie die einzelnen Figuren zum Sprechen bringen können und in ihrem Film nicht ein Sprecher alles erzählt. Durch die intensive Beschäftigung mit dem Text und den einzelnen Figuren vertiefen die teilnehmende Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeit, literarische Texte zu verstehen und zu interpretieren. Sie tauschen sich darüber aus, welche Gefühle einzelne Protagonisten haben und welche Vorstellungen sie von ihnen haben. Jetzt aber hakt es. „Das muss so ein richtig dickes Steak sein, das der Hund im Maul hat“, sagt Robin gefrustet. „Ja, aber das darf nicht nur rot sein, sondern muss auch Fett enthalten“, pflichtet ihm Mathis bei. Es war schon anstrengend für die beiden, sich auf eine gemeinsame Darstellung des Hundes zu einigen, doch nachdem sie ihre Zeichnungen verglichen haben, finden sie auch noch eine Vorlage im Internet, die sie anschließend auf Tonpapier übertragen können. Jetzt gibt das Internet aber keine guten Bilder von einem Fleischstück her. „Versuch es doch einmal mit anderen Suchbegriffen!“, meint Mathis.
Durch die gemeinsame Arbeit an Projekten üben die Schülerinnen und Schüler nicht nur an einem längerfristigen Vorhaben kontinuierlich zu arbeiten, sie schulen auch ihre Teamfähigkeiten oder werden befähigt, den Computer und das Internet zielgerichtet als Arbeitsgerät einzusetzen. Sie werden nicht nur von ihrem Ehrgeiz angetrieben, den eigenen Film fertig stellen zu wollen und ihn endlich zu Hause ihren Eltern zeigen zu können, sondern haben auch im Hinterkopf, was für ein tolles Erlebnis es war, als ihre erste Produktion fertig gestellt war.
Mathis erinnert sich daran: „Als erstes haben wir angefangen einen Film über uns zu machen, wie wir denken, wie wir in zehn bis 15 Jahren aussehen und was uns dann persönlich so gefällt. Wir haben Bilder ausgesucht, aus Zeitschriften ausgeschnitten und aufgeklebt.
Dann haben wir den Film geschnitten. Dabei hatte ich ein paar Schwierigkeiten, aber das Ergebnis war echt cool und die Mühe hat sich gelohnt.“ Da muss auch Mathis grinsen, schließlich war er einer der ersten, die ihren Film zu dem Thema „So lebe ich in 15 Jahren“ fertig gestellt hatten.
Durch die Arbeit an den verschiedenen Themen werden die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken angeregt, sei es über ihre eigene Zukunft, sei es über Themen, die sie interessieren oder sei es über Literatur. Gleichzeitig ermöglicht es die Beschäftigung im Rahmen des Kurses, dass die Lernenden ihre Schreibkompetenz vertiefen. Die Schülerinnen und Schüler schreiben zu den Fabeln Drehbücher oder fertigen für ihre Produktion ein Storyboard an, in welches jede einzelne Einstellung zunächst gezeichnet und die Sprechertexte eingetragen werden müssen. Sie schreiben auf, welche Wünsche sie für ihre Zukunft haben und überarbeiten diese Texte dann so, dass sie sich flüssig anhören, wenige Wiederholungen enthalten und ein wenig witzig klingen. Am Ende findet dann die Auswertung statt, gemeinsam untersuchen die Lernenden ihre Produkte und urteilen darüber, was an einem Film gut gelungen ist und wo es Verbesserungspotential gibt. Analyse und Produktion wechseln sich ab und befruchten sich dabei gegenseitig.
Auffallend wenig Zeit nimmt bei der Arbeit das Kennenlernen von Technik in Anspruch. Das wichtigste Arbeitsgerät ist dabei die Trickbox, ein Gestell, das eine Videokamera und mehrere Lampen an ihrem Platz hält. Auf dem Monitor der Kamera beobachten die Schülerinnen und Schüler, wie sie die einzelnen Bilder ausrichten, sie zoomen auf einzelne Objekte oder stellen größere Szenen dar. Mit dem Computer machen sie dann einzelne Bilder, die sie zu einem Film zusammenfügen. Einzelbild für Einzelbild entstehen so Bewegungen und am Ende der fertige Film. Shayana, Caroline und Dilara blicken inzwischen etwas gelöster auf den Monitor, sie haben die ersten 30 Sekunden ihres Films fertig gestellt, und das war dann doch einfacher als gedacht. [zurück...]